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T.man / T.C.Buzz

Gitarre & Bass März 2008

Andreas Thiemann ist der t.man, und hatte sich bisher auf die Anfertigung von Gitarren spezialisiert. Aber es fragen auch immer wieder Bassisten bei ihm an, und so ist der Testbass nun schon das dritte Instrument eines zufriedenen Kunden. Und auch wir finden, dass man diesen Bass vorzeigen kann.

Allein schon der auffällige Deckenbelag aus Maserpappel ist ein Hingucker, eine gewisse Spannung baut sich zwischen der puristischen Elektro-Bestückung und der noblen Holzkonstruktion auf. Hier wird offenbar Klangpurismus auf hohem Niveau betrieben. Der T.C.buzz ist auf Kundenbestellung hin gebaut worden, zeigt aber doch ganz treffend, wo es beim t.man langgeht.

k o n s t r u k t i o n
Unübersehbar ist die Form von der Telecaster abgeleitet, bekommt aber durch das unsymmetrische Korpusrund und die verschobene Taille einen eigenen Schwung. Und ausgesuchte Klanghölzer sichern unter dem brillanten Hochglanzlack nicht nur eine spektakuläre Optik, sondern auch bemerkenswerte Klangqualitäten. Für die Korpusbasis hat t.man amerikanische Roterle verwendet, auf die mit einem dunklen Trennfurnier aus Wenge die wilde Maserpappel-Decke aufgeleimt ist. Das FLoch bezeichnet der Instrumentenbauer selbst als optischen Gimmick, wobei aber die recht großzügige Hohlkammer im Korpus auch das resonante Klangverhalten steigern dürfte. Mit vier Schrauben ist der mattversiegelte Hals in der passgenauen Korpustasche befestigt, und der markant geriegelte europäische Ahorn steht in der Wirkung nicht hinter dem schönen Korpus zurück. Was Andreas Thiemann als „t.man one piece system“ bezeichnet, ist eine spezielle Bauweise, bei der das Griffbrett vom eigentlichen
Einstreifen-Hals abgetrennt und nach dem Einlegen des Halsspannstabs wieder aufgeleimt wird. So erspart er dem Hals einen rückseitigen Skunk Stripe und vermeidet gleichzeitig, dass das Griffbrett wie ein Fremdkörper auf der Halsbasis wirkt. In akkurater Feinarbeit sind 20 mittelschmale Bundstäbchen ins geriegelte Griffbrett eingesetzt, und auch die Verarbeitung der schönen Hölzer wirkt rundum perfekt.

a u s s t a t t u n g
Um die Verletzungsgefahr an spitzen Saitenenden zu vermeiden, ist die Kopfplatte mit All-Through-Tunern von Kluson bestückt. Dabei wird die Saite ganz durch eine Bohrung in der Wickelachse gesteckt, bis das überschüssige Saitenende auf der Rückseite hinausschaut und dort abgekniffen werden kann. Das erspart auch etwaige Unsicherheiten beim vorherigen Ablängen. Auf dem Korpus sitzen vier Monorail-Einzelstege von ABM, die mehr „Holz“ im Saitenklang ergeben als eine massige Steg-Grundplatte für alle Saiten gemeinsam. Alle Metallteile bis zum kleinsten Schräubchen sind beim T.C.buzz vergoldet. Die Konsequenz geht so weit, dass auch der Preci-Splitcoil von Harry Häussel vergoldete Alnico-Magnete besitzt! Ausgesprochen geradlinig ist die passive Schaltung: Volumen-Regler, Höhenblende, Ausgangsbuchse.

h a n d h a b u n g
Die Telecaster-Gitarrenform ist nicht für Bässe prädestiniert, da eine gewisse Kopflastigkeit unvermeidlich ist. Auch, wenn der Bass einen verkürzten Hals mit Mediumscale Mensur (815 mm) besitzt. Allerdings lässt sich die Kopflast beim T.C.buzz problemlos beherrschen, weil das Instrument gerade einmal 3,3 kg wiegt; da reicht schon ein breiterer, aufgerauter Gurt, um den Bass in der Waagerechten zu halten. Beim Spielen fällt auf, dass t.man die leicht beherrschbare Medium-Mensur mit einem ziemlich kräftigen Halsprofil kombiniert. Das wirkt durchaus stimmig und ist keineswegs unbequem; vielmehr hält man dadurch auch bei erdiger Groove-Arbeit ein erwachsenes Instrument in der Hand, das auch einen kraftvollen Input vertragen kann. Geliefert wird das noble Instrument in einem robusten Kunststoff-Case von Gator.

k l a n g v e r h a l t e n
Das gediegene Aussehen weckt hohe Erwartungen an den Klang, und die erfüllt der T.C.buzz mit ganz eigenem Charme. Sofort begeistert die ungemein lebendige Kombination von resonantem Sustain und spritziger Drahtigkeit – für einen Schraubhalsbass ist die Schwingfreude ungewöhnlich stark ausgeprägt und mit einem luftighölzernen Resonanztimbre angereichert. Das liegt nicht allein an der Hohlkammer unter dem F-Loch, sondern auch an den leichten, resonanzstarken Klanghölzern, aus denen der Viersaiter gebaut ist. Gleichzeitig mildern die Mediumscale-Mensur und Monorail-Einzelstege eine allzu metallene Drahtigkeit der aufgespannten Roundwound- Saiten etwas ab, was dann eben diesen außergewöhnlich reichen und schwingfreudigen Ton elastisch macht und dem Bass bei aller Drahtbrillanz auch eine gewisse Gutmütigkeit verleiht. Der Preci-Splitcoil weiß dieses komplexe Klangbild angemessen klar zu übertragen und fügt ihm noch eine charaktervolle Kehlnote hinzu. Auch die simple Höhenblende zeigt sich perfekt abgestimmt und macht beim Zudrehen den Ton nicht zu dumpf, sondern hebt bei gedämpfter Brillanz die Charaktermitten prägnant hervor. Nicht zuletzt wegen der sensiblen Ansprache bietet dieser Viersaiter wesentlich mehr Ausdrucksmöglichkeiten, als man es der puristischen Elektro-Ausstattung ansieht.

r e s ü m e e
Die gediegene Optik dieser perfekt verarbeiteten Klanghölzer macht den T.C.buzz zu einer auffälligen Erscheinung. Aber nicht minder bemerkenswert sind bei diesem hochklassigen Mediumscale die resonantschwingfreudigen Klangergebnisse, wo der reiche Piano-String-Ton mit resonantem Holztimbre und bassig-gutmütiger Elastizität einhergeht. Mit diesem feinen, sensibel agierenden Viersaiter hat sich t.man eine ganz eigene Marktnische erobert.




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